Der Elefantenflüsterer

Veröffentlicht auf von Basti

 

Howdy!

 

Heute ist bereits mein letzter Tag in Chiang Mai und in knapp 2 Wochen flieg ich schon zurück nach Deutschland. Gestern und heute stand/steht alles im Zeichen des Rumgammelns, aber vorgestern erfüllte ich mir erneut einen Traum aus der Kategorie Tierbegegnungen der besonderen Art. Nach ausgiebiger Internetrecherche entschied ich mich, dass mit Abstand teuerste Programm aus dem Sektor Mahout-Training (Mahouts sind Menschen, die sich um Elefanten kümmern und diese auch reiten können) zu absolvieren, da für mich das Wohl der Elefanten das wichtigste Kriterium war. Demnach wollte ich keine Touristenattraktion, bei der die Elefanten Bilder malen oder so ein Druss, sondern ganz einfach ein Erlebnis zwischen Elefant und Mensch, ohne Tricks und ohne Qual. Und es stellte sich schnell heraus, ich hatte die richtige Wahl getroffen und mit meinen 140 Euro wohl auch das richtige Programm unterstützt.

 

1. Das Programm

 

Hauptziel des Programms ist die Erhaltung der Elefanten in Thailand, verbunden mit einem Fortpflanzungsbestreben zum Erhalt der Rasse. Der Inhaber der Farm und des Programms gab den 16 Teilnehmern, die in 2 Gruppen aufgeteilt wurden, sehr passioniert Auskunt über die Geschichte der Nutzung der Elefanten in Thailand und deren Nutzen als Lasttiere in früheren Zeiten. Zudem informierte er uns über erschreckende Zahlen bzgl der Dezimierung der Elefantenpopulation in Thailand, die in den letzten 40 Jahren bei 60% lag! Des Weiteren  hält das Programm bzw. der Inhaber nicht viel von Holzsitzen auf den Elefanten, direktes Reiten auf den Nacken der Elefanten war Teil unserers Trainingsprogramms. Demnach bekamen wir alle einen der insgesamt 35 Elefanten als "Adoptivkind" für diesen Tag. Und genau wie die Mahouts mussten wir auch zunächst schwer ackern, damit es unseren Dickhäutern auch gut ging. Ich bekam die mit Abstand größte Elefantendame verpasst, die bereits 2fache Mutter war und stolze 31 Jahre auf dem Buckel hatte. Elefanten werden übrigens bis zu 85 Jahre alt, sind den Menschen also sehr ähnlich in dieser Hinsicht. Meine Elefantendame hatte übrigens eine ganz besondere Färbung und ganz hellblaue, fast schon weiße Augen. Hier ein erstes Bild von ihr:

 

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2. Erstes Kennenlernen

 

Wie wird man am besten Freund mit seinem Elefanten? Richtig! Futter! Also bekamen wir alle einen Korb mit verschiedenen Früchten in die Hand gedrückt und wurden von unserem Trainer zu unserem Elefanten geführt. Die ersten 5 Minuten verliefen noch etwas reserviert, aber schnell wurde klar, wir beide mögen uns! Uns wurde zudem mitgeteilt, dass die Laune eines Elefants leicht an den Ohren und dem Schwanz abzulesen ist. Wackelt er mit dem Schwanz und schlackert er mit den Ohren, heißt das, dass der Elefant bester Dinge ist. Wiederholtes Ohrenschlackern heißt zudem, dass der Elefant richtig Spaß inne Backen hat. Wie wir noch später sehen werden, mein Elefant war eine richtige Spaßkanone. Aber zunächst ein paar Bilder vom Kennenlernen:

 

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Erstes Herantasten: das Hemd ist übrigens Teil der klassischen Mahoutkleidung und wurde zum Reiten noch mit der passenden Hose komplettiert

 

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Ja Kleene, du und ich, wir müssen Freunde werden :)

 

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Na, klappt mit thailändischen Kommandos und einem konstanten Loben (Dee Dee) doch ganz gut

 

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Da wird der Rüssel gestreichelt :)

 

3. Gesundheitscheck

 

Nach diesem ersten Kennenlernen wurden wir alle in die Geheimnisse eines Gesundheitschecks für unseren Elefanten eingewiesen. Sandflecken am Körper zeigen, dass der Elefant im Liegen geschlafen hat, was ein wichtiges Indiz dafür ist, dass es dem Elefanten gut geht. Schläft ein Elefant im Stehen, heißt dies in der Regel, dass es ihm nicht gut geht, da er weiß, dass er wohl große Probleme haben wird sich wieder aufzurichten. Des Weiteren sollte der Stuhlgang eines Elefanten aus mindestens 6 Kötteln bestehen, dessen Konsistenz auch gecheckt werden muss (Geruch mit eingeschlossen). Als letztes muss der Elefant auch ausreichend schwitzen und zwar an seinen Füssen, am Rande seiner Zehennägel.

 

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Immer schön am Kot riechen. Muss ja keiner wissen dort, dass ich net riechen kann... ;)

 

3. Elefantenreinigung

 

Da unser Fernziel ja war auf unseren Elefanten durchs Dickicht zu reiten und die Elefanten dafür sauber sein müssen, stand als nächstes die Elefantenreinigung an. Da wird der Elefant am Ohr gepackt und mit einem steten "Bai" (heißt in etwa: "komm, weiter gehen") zum Fluss geführt. Schon jetzt stellte sich heraus, dass mein Elefant SEHR gerne frisst, da sie stets versuchte vom Weg abzubiegen und etwas fressbares abzustauben. Demnach hatten mein Elefant und ich ja schon mal viel gemeinsam. ^^

Die erste Phase der Reinigung sah das grobe Abklopfen mit Blättern vor, da ansonsten die anschließende Reinigung im Fluss zu schwierig werden würde. Und schau an, auf Kommando setzt sich Madame, die auch noch schwanger war, nieder und scheint das Abgeklopfe auch noch in vollsten Zügen zu genießen (Ohrenwackeln).

 

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Wo zur Hölle soll man da nur anfangen...

 

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Na ja, was solls. Ab dafür!

 

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Man schaue sich diese schönen und gutherzigen Augen an!!!!

 

Nach Schritt eins folgte dann der nächste Schritt: ab in den Fluss! Mit einem kleinen Korb und einer Bürste bewaffnet wurde Madame mittels zuvor erlernter Bürsttechniken auf Hochglanz gewienert:

 

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Ja ja, du mach es dir mal gemütlich während ich mache ;)

 

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Da hat sie Spaß! Ich aber auch. :)

 

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Danach mussten die Elefanten sich zu einer kollektiven Gruppendusche aufreihen. In einem abschließenden Gruppenposing nahmen die Elefanten zudem Rache an uns.

 

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Gruppendusche für die Elefanten

 

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Die Ruhe vor dem Sturm...

 

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... und unsere Gruppendusche

 

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4, Der erste Ritt

 

Nachdem Madame nun gereinigt worden war, wurden wir nun in die Grundlagen des Reitens eingewiesen. 3 Techniken zum Auf- und Abstieg wurden vorgeführt inkl. der thailändischen Kommandos und ich dachte schon sehr schnell, dass ich am liebsten aufsteigen würde wenn mein Elefant sitzt. Aber nein, da heißt es, die andere Technik passe viel besser zu mir. Nun ja, ich machte mich zum Volldeppen. Bitte sehr, der Videobeweis:

 

 


 

Nun ja, nachdem wir alle gelacht hatten, fühlte ich mich dennoch stolz wie Oskar auf meinem Elefant:

 

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Wie man sie kennt, AM ESSEN!!! ;)

 

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Und ab dafür!

 

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Schnell merkte ich, so ein Elefant reitet sich gar nicht mal so einfach, da man dauerhaft seine Oberschenkel in dieser angewinkelten Position angespannt halten muss. Das geht nach einer gewissen Zeit echt auf die Beine, zumal man je nach Gefälle auch sein Gewicht vernünftig verlagern muss um nicht runterzufallen. Demnach muss man sich auch wirklich konzentrieren! Der erste Ritt war vom Terrain noch relativ harmlos und man konnte langsam ein Gefühl fürs Reiten entwickeln. Dennoch, bereits jetzt dachte ich mir so weit oben ohne wirkliche Sicherung, was ich hier eigentlich mache. Zumal Madame gerne wieder anfing ihren eigenen Weg einzuschlagen um lecker Bambus oder Blätter zu fressen und meine Kommandos "Bai Bai BAI!!!!" gekonnt zu ignorieren. Irgendwie schafften wir es aber trotzdem zu einem Wasserfall und einem Fluss und gingen mit unseren Schützlingen schwimmen, was ein riesengroßer Spaß war!

 

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Was hatten wir beide einen Spaß!!!

 

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Unser DELIZIÖSES Thaipicknick mit vielen Köstlichkeiten, die ich vorher noch nie gegessen hatte

 

Ein ganz toller Moment für mich war, als mein Elefant noch immer im Wasser hockend und ich auf einem Stein neben ihr sitzend ich meinen Kopf an ihren anbuckte und ihr dabei ganz tief in die Augen schaute und sie mir ihren Rüssel aufs Bein legte. Da schmolz mir mein Herz nur so dahin und wir wussten, wir hatten uns gefunden. :)

 

5. Der lange Ritt durch den Dschungel

 

Nach dieser exquisiten Stärkung ging es nun in den Dschungel und ich sag mal so: ALTER FALTER! Berg rauf, Berg runter, Ästen ausweichen, Balance halten, Bai Bai rufen, Beine anspannen. Man hatte allerhand zu tun!!! Zumal mein Elefant, wie schon zuvor erwähnt, NUR ans fressen dachte!!! Demnach meinte Madame, dass sie ruhig vom eh schon sehr schwierigen Weg abbiegen könnte um lecker zu essen, während ich schon auf halb acht hängend völlig panisch meine "Bai bai bai, BITTE, BAI!!!!!!!!!" ausstieß. Und was macht Madame?? Mit den Ohren wackeln als gäbe es kein morgen mehr, was mich dazu veranlasste zu rufen: "Na, hauptsache du hast Spaß!!!!" :D

 

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Im Camp angekommen hüpfte ich völlig fertig runter und hockte mich, meine Beine nicht mehr spüren könnend, auf eine Bank und trank erst einmal ordentlich Wasser. Keine 5 Minuten später kam Madame angeschissen und guckte mich völlig happy mit Ohren und Schwanz wackelnd an und hob ihren Rüssel als wollte sie sagen: "War das nicht SUPER spaßig?!" Ich grinste nur ganz breit und meinte: "Tu doch nicht so unschuldig!" Das waren wirklich Momente wo man merkte, was für sensible und intelligente Tiere Elefanten doch sind. Und es waren eben diese Momente, die diesen Tag für mich unvergesslich gemacht haben, für den Rest meines Lebens.

 

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Ich hoffe, dass euch dieser sehr ausführliche Bericht gefallen hat und ihn auch jemand liest. ^^ Mit diesen Impressionen verbleibe ich mit einem üblichen,

 

CHEERS!!!!

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S
<br /> Wow! ....kann man da nur sagen.<br /> Und das du wirklich wahnsinnigen Spaß hattest, sieht man an deinem grenzdebilen Dauergrinsen ;) :)<br /> Da packt einen wieder die Fernweh wenn man dich so sieht. Danke dafür!<br /> <br /> <br />
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B
<br /> ich sach ja immer, spaß ist, wenn man trotzdem lacht ^^ meine eleganteren aufstiegsversuche hatte dann natürlich wieder niemand gefilmt lol<br /> <br /> <br />
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C
<br /> Wirklich sehr beneidenswert, ebenso wie deine Begegnung mit den Tigerbabies!!<br /> Und natürlich Kompliment für das Video, filmreif ;)<br /> <br /> <br />
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